Landeskompetenzzentrum für Demenz in Sachsen-Anhalt

Neue Versorgungsformen

„Menschen mit Demenz benötigen eine medizinische und pflegerische Versorgung, die auf ihren individuellen und krankheitsbedingten Bedarf abgestimmt ist.“ (Nationale Demenzstrategie, 2020: 83)

Um dies zu erreichen, müssen zum Beispiel die Abläufe in bestehenden Einrichtungen demenzsensibel gestaltet, besser vernetzt und ausgebaut werden.

Doch zusätzlich treten neue Versorgungsformen auf den Plan: Eine Übersichtsstudie im Rahmen der Nationalen Demenzstrategie sieht positive Tendenzen dieser und attestiert weiteren Forschungsbedarf (Kirstein et al., 2021).

Auf dieser Seite informieren wir über neue Versorgungsformen und sammeln entsprechende Beispiele.

Inhalt

  1. Green Care
  2. Pflegehöfe
  3. Ambient Assisted Living

Green Care

Green Care bezeichnet naturbasierte therapeutische Ansätze, die das Wohlbefinden und die Lebensqualität von Menschen mit Demenz fördern können.

Positive Effekte auf die physische und psychische Gesundheit sollen durch Aktivitäten in der Natur, wie Gartenarbeit, Tierpflege oder Spaziergänge erzielt werden. Diese Therapieformen bieten eine sinnvolle Beschäftigung, können Stress reduzieren und fördern soziale Interaktionen.

Naturbasierte Aktivitäten: Tätigkeiten in der Natur wie Gärtnern, Arbeiten mit Tieren und Spaziergänge bieten kognitive und emotionale Anreize. Diese Aktivitäten können helfen, Erinnerungen zu wecken und ein Gefühl von Zweck und Erfüllung zu vermitteln.

Reduktion von Stress und Angst: Der Aufenthalt in natürlichen Umgebungen wirkt beruhigend und kann helfen, Stress und Angst bei Menschen mit Demenz zu reduzieren. Die ruhige und entspannte Atmosphäre der Natur unterstützt das emotionale Wohlbefinden.

Soziale Interaktion: Green Care fördert die soziale Teilhabe und Interaktion. Durch die Teilnahme an Gruppenaktivitäten werden soziale Bindungen gestärkt, was Isolation und Einsamkeit verringert.

Physische Gesundheit: Körperliche Aktivitäten wie Gartenarbeit oder Spaziergänge unterstützen die körperliche Gesundheit, fördern die Mobilität und tragen zur allgemeinen Fitness bei.

Anpassungsfähigkeit: Green Care kann in verschiedenen Settings implementiert werden, einschließlich Pflegeeinrichtungen, Tageszentren und Gemeinschaftsgärten. Diese Flexibilität ermöglicht eine breite Anwendung und Anpassung an individuelle Bedürfnisse und Fähigkeiten.

Weiterführende Literatur:

De Boer, B., Hamers, J. P. H., Zwakhalen, S. M. G., Tan, F. E. S., Beerens, H. C., & Verbeek, H. (2017). Green Care Farms as Innovative Nursing Homes, Promoting Activities and Social Interaction for People With Dementia. Journal of the American Medical Directors Association, 18(1), 40–46. https://doi.org/10.1016/j.jamda.2016.10.013
De Bruin, S., De Boer, B., Beerens, H., Buist, Y., & Verbeek, H. (2017). Rethinking Dementia Care: The Value of Green Care Farming. Journal of the American Medical Directors Association, 18(3), 200–203. https://doi.org/10.1016/j.jamda.2016.11.018
Detweiler, M. B., Murphy, P. F., Myers, L. C., & Kim, K. Y. (2008). Does a Wander Garden Influence Inappropriate Behaviors in Dementia Residents? American Journal of Alzheimer’s Disease & Other Dementiasr, 23(1), 31–45. https://doi.org/10.1177/1533317507309799

Pflegehöfe

Pflegehöfe sind spezialisierte Pflegeeinrichtungen oder Wohnanlagen, die speziell für Menschen mit Demenz konzipiert sind. Diese Einrichtungen bieten eine alternative Wohn- und Pflegeform, die auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten ist.

Sie befinden sich häufig in ländlichen Gebieten und bieten eine ruhige, naturnahe Umgebung, die sich positiv auf das Wohlbefinden der Bewohner auswirken kann.

Der Tagesablauf auf einem Pflegehof ist klar strukturiert, was für Menschen mit Demenz sehr hilfreich ist, da sie sich in einer geregelten Routine sicherer fühlen.

Bewohner werden in alltägliche Aktivitäten eingebunden, die an das ländliche Leben angepasst sind, wie Gartenarbeit, Tierpflege oder einfache handwerkliche Tätigkeiten. Dies kann helfen, ihre kognitiven Fähigkeiten zu stimulieren und ihnen ein Gefühl von Zweck und Erfüllung zu geben.

Dafür verfügen Pflegehöfe über speziell geschultes Personal, das sich mit den Herausforderungen und Bedürfnissen von Menschen mit Demenz auskennt und entsprechend reagieren kann.

Die Betreuung erfolgt oft in kleinen Gruppen, was eine familiäre Atmosphäre schafft und die individuelle Betreuung erleichtert.

Vorteile:

  • Die naturnahe Umgebung und die Einbindung in sinnvolle Aktivitäten können dazu beitragen, Verhaltensauffälligkeiten wie Aggressionen oder Unruhe zu reduzieren.
  • Durch die Einbindung in alltägliche Aktivitäten können bestehende Fähigkeiten länger erhalten bleiben.
  • Die natürliche Umgebung und die individuell angepasste Betreuung können die Lebensqualität der Bewohner erheblich verbessern.

Herausforderungen:

  • Pflegehöfe sind nicht überall verfügbar und können aufgrund ihrer speziellen Angebote und der ländlichen Lage teurer sein als herkömmliche Pflegeheime.
  • Der ländliche Standort kann für Besucher und Familienangehörige weniger zugänglich sein, was regelmäßige Besuche erschweren kann.

Beispiele und Modelle:

In Deutschland gibt es bisher wenige Pflegehöfe, in Sachsen-Anhalt ist uns keiner bekannt. Jedoch befinden sich immer mehr im Aufbau. Der erste Pflegehof der Initiative Pflegehof befindet sich in Niedersachsen. Das Konzept von Zukunft Pflegebauernhof wird bereits in Rheinland-Pfalz angewendet und ist an mehr als 20 weiteren Standorten in Planung.

Ambient Assisted Living

Unter Ambient Assisted Living wird die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie verstanden, die Menschen mit Demenz dabei unterstützen soll, möglichst unabhängig zu leben.

Dazu werden beispielsweise miteinander vernetzte medizinische Sensoren verwendet, um Gesundheitsdaten aus der Ferne zu überwachen und Notfälle wie Stürze sofort zu erkennen. Technologische Lösungen wie Videoanrufe und soziale Plattformen können dazu beitragen, die soziale Isolation von Menschen mit Demenz zu verringern. Sie ermöglichen es, in Kontakt mit Familie und Freunden zu bleiben und soziale Unterstützung zu erhalten. Multimediale Anwendungen können die kognitive Stimulation fördern und technologische Hilfsmittel können an die korrekte Medikamenteneinnahme erinnern.

Entsprechende Technologien können innerhalb verschiedener ambulanter, stationärer und kommunaler Settings angewendet werden, ein häufiger Fokus ist jedoch die eigene Häuslichkeit von Menschen mit Demenz im Zusammenspiel mit professionell oder informell Pflegenden.

Viele technologische Hilfsmittel können bereits heute von der Krankenkasse bezuschusst oder übernommen werden. Diese werden im Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenvertbandes gelistet.